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Kurze Geschichte der Luther-Genealogie |
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David Keil hat um 1730 in "Den unschuldigen Nachrichten" eine erste Stammtafel veröffentlicht. Sein Sohn F. S. Keil gab "Die historischen Nachrichten von dem Geschlecht und den Nachkommen Dr. Martin Luthers" heraus, dessen Enkel F. C. A. Nobbe hiernach 1856 seinen Stammbaum verfasste.
David Keil war Schwieger-sohn von Johann Martin Luther II. Aus der Familie eines zweiten Schwieger-sohnes stammt Otto Sartorius, der 1926 die Stammtafeln vervoll-ständigte und sein Buch über die Nachkommen in vier Jahrhunderten herausgab.
Die heutigen Nachkom-menlisten berufen sich auch auf David Richter, der 1733 seine "Genealogia Lutherorum" herausgab. Er war ein Schulrektor in Güstrow/Mecklenburg, nicht mit dem Reformator verwandt, hat er aber in zwanzigjähriger Mühe versucht, einen Stamm-baum des Dr. Martin Luther zu erstellen. Hierbei wertete David Richter imWesentlichen Leichenpredigten, Tischreden, Briefe etc. aus und setzte sich mit den noch lebenden Nach-kommen in Verbindung. Auf urkundliche Nachweise der Enkel konnte er nicht zurück greifen, da Kirchenbücher erst ab etwa 1620/30 vollständig geführt wurden.
David Richter betont, dass seine Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, und beklagt insbesondere, dass die ihm bekannt gewordenen genealogischen Tabellen von David Keil in ´Überfluss vorkommende Fehler und Falschheiten enthalten´. Seine eigenen Ausarbeitungen hat David Keil gesehen, als er diese zur Überprüfung an Johann Martin Luther II nach Zeitz schickte, denn ´ein fremdes Auge sähe weiter, als ein eigens´. So bekam auch Keil diese Ausarbeitung zu sehen, und David Richter rügt ´das von diesem kundgemachte Absterben des Gott Lob noch lebenden Abnepotis Theandri (eines Ururenkels des Gottes Mannes)´und erhebt den Vorwurf, dass Unterlagen insbesondere von Gabriel und dem Dr. Carl Friedrich Luther durch Pastor Keil aus seiner Ausarbeitung entwandt worden sind. Hierauf wollte Richter von der Veröffentlichung seines Werkes, auch wegen vieler Veränderungen, Abstand nehmen.
Der dritte Schwiegersohn in Zeitz, Notar Grubner, setzte sich für eine Veröffentlichung ein, und es kam eine Entschuld-igung, ´dass solches Keilische Unterfangen mit des gesamten lutherischen Hauses höchsten Wider-willen wäre heimlich geschehen´. David Richter erhob noch weitere Vorwürfe. Nachlesen kann man diese im Vorwort des 1733 herausgegeben Buches.
Wenn David Richter mit seiner Arbeit keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, so muss jedoch auch damaligen, zeitgenössischen Veröffentlichungen der gleiche Quellenwert beigemessen werden, wie seinen Feststellungen, in denen er z.B. bezüglich Johannes Luther (* 1526) zum Ausdruck bringt, dass dieser wohl Söhne hatte, welche sie aber waren, könne er nicht sagen. Gleichermaßen führt David Richter aus, er hätte sich über 15 Jahre um Informationen in Bezug auf auf derer von Kunheim (... ein so feines Geschlecht) erfolglos bemüht.
Nach Sartorius 1926 waren es im letzten Jahrhundert der Diakon Ludwig Schmidt 1960 und Günter Luther 1988, die ein Update der Luthergenealogien herausbrachten. Die letzte gedruckte Renovatio der Luthergenealogien veröffentlichte im Jahre 2005 Frau Friedel Damm in drei Büchern:
1. Die Nachkommen von D. Martin Luther und Katharina von Bora
Das Buch umfasst den Forschungsstand vom 11. Januar 2005. Ihr Buch fußt auf den Arbeiten von Richter 1733/Nobbe 1846/ Sartorius 1926 und Martin Clasen-Ludwig Schmidt 1960. Günter Luther ist noch immer "persona non grata".
2. Die Stammverwandten von D. Martin Luther
Hier bringt Frau Damm die Nachkommen von Hans Luder - "dem Kleinen" und von Johannes Lindemann, im Anhang die Nachkommen zu NN Luder, Amtschreiber in Langensalza.
3. Die Seitenverwandten von D. Martin Luther
Hier finden sie die Nachkommen der Geschwister Jakob Luther und Elisabeth Luther.
Meine eigene Datenbank gründet sich auf die Bücher von Ludwig Schmidt, Günter Luther und Friedel Damm. Doch die Zahl der Nachkommen, Seitenverwandten und Stammverwandten in meiner Datenbank ist bedeutend höher als sie in den Büchern von Frau Damm finden ist. Wie ist mir dies gelungen? Ich habe die letzten 8 Jahre in unzähligen Nächten die Genealogie-Server, -Seiten, -Datenbanken und Archive im Web durchstöbert und nach Anschlüssen gesucht. Hatte ich welche gefunden, dann habe ich per Email Kontakt gesucht. Schauen sie in meine Datenbank ! Dort finden sie auch Links zu den Quellen. |
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Johannes Luther, der Erstgeborene des Reformators, hatte drei Söhne und eine Tochter? Ja! Fortsetzung von Seite 1 |
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Die Lutheriden-Vereinigung hatte die Söhne des Johannes Luther schon einmal anerkannt. Dann kam der Knall. Ohne kurz darauf einzugehen, können sie die Ablehnung der Söhne nicht richtig verstehen.
Woher ich mein Wissen habe? Ich habe alle Familienblätter gelesen, welche die Lutheridenvereinigung ins Web gestellt hat. Günter Luther war Vorstandsmitglied bei den Lutheriden. Ich kenne ihn nur aus vielen Briefen ( er ist verstorben), die mir ein anderes damaliges Vereinsmitglied zur Verfügung gestellt hat. Es ist ein dicker Leitz-Ordner voll. Und natürlich kenne ich sein Buch "Das Luther-Nachkommenbuch" und seine anderen Bücher über Luther . Was ich sehe, ist ein leidenschaftlicher, kompetenter Genealoge, der sicher egozentrisch war, d.h. andere möglicherweise gering geschätzt hat, von denen er glaubte, dass sie keine Ahnung haben.
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Jedenfalls gab es 1986 bis 1988 viel Zank im Vorstand. Dabei hat die Ablehnung der Person Günter Luther vermutlich eine große Rolle gespielt bei der Revision der Anerkennung der Söhne des Johannes Luther. Wie ich es sehe, war es ganz vorsichtig ausgedrückt, ein gruppendynamischer Prozess in einem Verein, dessen Vorstands-mitglieder sich nicht grün waren.
Ich jedenfalls, will hier noch einmal all die Argumente des Günter Luther für die drei Söhne des Johannes Luther auflisten und den Quellennachweis führen. Und es sei auch ganz klar gesagt, ohne die Stichhaltigkeit der Argumente wäre dieser Artikel nicht geschrieben worden.
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Die Kopie des rechten Dokuments habe ich in dem mir überlassenen Schriftverkehr gefunden. Leider hat Günter Luther auf der Kopie die Quelle nicht vermerkt. Aber ich denke, im Archiv der Lutheriden sollte sie zu finden sein. Die Übertragung dieses Textes ins Deutsche stammt ebenfalls von Günter Luther. Soweit ich es beurteilen kann, ist nichts falsch übersetzt.
Mitteilung über das Begräbnis des Johannes Luther, dem Sohn des D. Martin Luther.
Der Rektor der Universität Königsberg
Der Sohn des Doktor Martin Luther, Johannes Luther, wurde gestern in einer Stadt des alten Staates aus diesem elenden Leben in den Himmel gerufen. Es war ein Mann, der sich auszeichnete durch Frömmigkeit, Weisheit, Gelehrsamkeit, Ehrenhaftigkeit und Tugend. Er lebte am Hofe der Herzöge von Sachsen und des Kurfürsten von Brandenburg und unterstütze die Beschlüsse des Staates. Seine Natur war aufrichtig, er liebte die Wahrheit und hasste und verschmähte Spitzfindiges und Streitigkeiten. Die Jagd nach Geld und trügerische Rechnungen, das Vermögen zu mehren, wies er zurück und zeichnete sich sogar stets durch eine Freizügigkeit aus, die fast größer war, als seinen Möglichkeiten entsprach. Er zeigte jedem gegenüber eine einzigartige Menschenfreundlichkeit. Mit höchstem Eifer hütete er sich vor Neugier, und die Pflichten seines Berufes führte er so weit als möglich aus. Er ertrug die gemeinschaftlichen Nöte dieses Lebens ruhig und geduldig. Vor einigen Jahren lebte er sogar am Hofe des berühmten Herzogs Albrecht, des Herzogs von Preußen (seligen Angedenkens). Und in eben dieser unserer Akademie konnte er Mitglied sein; er wurde durch den Leiter Di Melchior Insinderus im Jahre 1549 in das öffentliche Verzeichnis aufgenommen und eingeschrieben, und er hörte eifrig die öffentlichen Lesungen. Er kam vollends hier an um gewisser Geschäfte wegen. Er war ziemlich lange krank, ertrug aber die Grausamkeit der Krankheit mit großer Frömmigkeit und Milde. Als er schließlich bemerkte, dass die Zeit seines Scheidens nahe bevorstand, rief er Gott in wahrhaftigem Glauben an und wiederholte oft diesen Ausspruch: Ich möchte losgelöst werden und mit Christus sein. Auf diese Weise vertraute er sich und die Seinen Gott an und entschlief sanft in Gott.
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Lasst uns aber bedenken, dass die Ungewissheit des menschlichen Lebens und das, was tatsächlich nicht der Weg des wandelnden Menschen und Mannes sein soll, seine Schritte festigt. Denn in welchen Orten wir uns auch immer aufhalten, wir sind den Waffen des Todes unterworfen, es ist richtig gesagt: Wir werden geboren und wir sterben und das Ende droht vom Ursprung. Lasst uns aber den Sohn Gottes, Unserem Herrn Jesus Christus, Dank sagen, dass er den Grund des ewigen Todes aufgehoben hat und lasst uns in unserem ganzen Leben uns so vorbereiten, als wenn wir in jedem einzelnen Augenblick sterben müssten. Wir mögen aber sterben, so wie wir im Ewigen leben werden. Lasst uns in unserem Leben beständig unsern Herrn und Erlöser bitten, dass er uns gnädig durch sein Wort bekehrt und uns einen friedlichen Weggang aus diesem mühseligen Leben gnädig gewährt. Da wir aber dem Mitglied unserer Universität und dem Sohn des größten Helden Luther Pflichten der Freundlichkeit schulden, bitte ich und fordere ich auf, alle Professoren und Studenten dieser Universität, dass sie zum Geleiten der Leiche, was um die 3. Stunde beim Haus des Syndikus Heinrich Stenderich geschieht, in der alten Bürgerschaft zusammenkommen und beten, dass Gott, der Herr, die Kinder dieses sehr berühmten Mannes tröstet und sich die Anvertrauten milde festhält und die elenden Überreste des menschlichen Geschlechts gemäß seiner unermesslichen Barmherzigkeit besänftigt.
Lebt wohl.
Öffentlich gehalten in der Universität von Königsberg, am Tag des Simon und Juda, im Jahre des Herrn 1575
Johannes Wigand |
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Johannes Wigand, Rektor der Universität Königsberg und gerade eine Woche als Bischof von Pomesianen im Amt, spricht hier von den Kindern des Johannes Luther. Die Kritiker von Günter Luther argumentierten damals, Wigand habe über die Familienverhältnisse des Johannes Luther nicht Bescheid gewusst und nur allgemein gesprochen. Nun war Johannes Wigand mit Eva Dresser verheiratet einer Großnichte von Martin Luther, einer Enkelin von Jacob Luther dem Bruder des Reformators. Glauben sie, dass ein solcher Mann so einen Fehler begehen würde? Wie kann man nur auf die Idee kommen, er hätte nicht um die Familienverhältnisse des Johannes Luther gewusst?
Zu obigem Dokument schreibt Fritz Roth im 5. Band seiner Auswertungen von Leichenpredigten unter Nummer R 4001:
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Aus dem Satz über die Kinder (lat.: ut Dominus Deus hujus clarissimi Viri liberos consoletur) hat man in jahrhundertelangen Erörterungen, da nur die "einzige Tochter" Katharina oo Mag. Nicolaus Böhme bekannt ist, geschlossen, dass der Stiefsohn, aus der 1.Ehe seiner im Programma nicht erwähnten Frau, Cyriax Kegel, mit herangezogen wird, um das Wort Kinder zu prägen
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Abgesehen davon, dass "einzige Tochter" nicht einziges Kind bedeutet, und das es im Übrigen sogar zwei Stiefkinder gab, nämlich auch eine Tochter Kegel, entfällt jedenfalls für die Stiefkinder die Einbeziehung in die Segens-erflehung, weil sie beide bereits verheiratet waren. Man pflegt den besonderen Segen Gottes nur für die "noch nicht ausgestatteten" Kinder zu erbitten.
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Die Zuverlässigkeit des gewählten Wortes "Kinder" steht außer Zweifel, da als Verfasser des Programmas der "Rector Academiae Regiomontanae" zeichnet und dieser war damals D. Johannes Wigandus, ein naher Verwandter des Verstorbenen
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Wigandus ooI Eva Dresser, Tochter von Anna Luther aus der Familie des Verstorbenen, wobei der Verwandtschaftsgrad noch zweifelhaft ist, vgl. auch Lp. R 2423 auf die Schwester Anna Dresser und Lp. 3334 auf D.Conrad Schlüsselburg, der Schwager von Wigandus ist.
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Aus diesen bisher unbekannten Umständen ergeben sich Möglichkeiten, dass bisher unbewiesene Abstammungsbehauptungen von Johannes Luther wahr sein können und von angeblichen Söhnen in 400 Jahren große zusätzliche Nachkommenschaft des Reformators vorhanden sein kann.
So weit die Einlassungen von Fritz Roth. Welches waren aber die Familienverhältnisse? Johannes Luther, ältester Sohn des Reformators, ist Anfang 1566 nach Brandenburg und Preußen gegangen. Schon kurz zuvor verlieren sich die Nachrichten über seine Lebensumstände. Es steht lediglich fest, dass er bereits 1563/64 über ein Jahr in Ostpreußen war.
Mit wem war Johannes verheiratet? Warum haben sich lediglich Vermutungen ergeben? Schauen wir einmal in die bisherige Lutherforschung (siehe linker Rand). Laut Familienbuch der Lutheriden scheint alles klar zu sein. Aber eine falsche Vermutung, die über Jahrhunderte abgeschrieben wurde, wird auch durch lange Tradition nicht wahr.
David Richter sagt uns hierzu, dass er schon bei ziemlichen Jahren und wohl nicht allzu lange vor seinem vor seinem Abzuge nach Preussen müsse geehelicht haben... die Mutter seiner Tochter Catharina, die kaum über 30 Jahre alt, im Jahre 1596 Nikolaus Böhme heiratete (a.a.O. Seite 340/41). Diese Feststellungen stimmen offenbar, nur die Auslegung, Johannes Luther wird wohl eine Tochter von Caspar Cruziger geheiratet haben, geht fehl.
Nobbe nimmt dies 1846 auf, die Heirat aber verlegt er vor auf das Jahr 1553. Er hat einen offensichtlichen Druckfehler bezüglich des Todesjahres der Tochter Katharina aus einer Eilenburger Chronik zur Urkunde gemacht. Katharina ist mit 55 Jahren verstorben und in der Chronik wird als Todesjahr 1609 angegeben. Damit errechnet sich als Geburtsjahr 1554. Nobbe folgert daraus, dass die Hochzeit der Eltern 1553 gewesen sein muss. Diese Spekulation widerlegt Günther Luther zweifach.
Weiter geht es in der rechten Spalte rechts oben unter der Abbildung.
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Hätte Johannes tatsächlich in Wittenberg schon 1553 geheiratet, wäre diese Hochzeit des ältesten Sohnes vom Reformator sicher ebenso beachtet worden, wie die seines Bruders 1553 und der Schwester im Jahr 1555, denn zu dieser Zeit ist Tätigkeit und Aufenthalt von Johannes Luther noch überliefert. Zum Zweiten ist das tatsächliche Todesjahr seiner Tochter Katharina 1619, Nikolaus Böhme hat nach dem Tode seiner ersten Frau 1621 eine zweite Ehe geschlossen. Auch dadurch wird das tatsächliche Todesjahr und das Geburtsjahr 1564 plausibel gemacht und stimmt mit den Ausführ-ungen bei David Richter überein.
Auch Sartorius bleibt 1926 bei der Auffassung, dass Johannes Luther 1553 die Tochter Caspar Cruzigers geheiratet hat, stellt aber zusätzlich fest, dass diese Elisabeth Kreutziger in Magdeburg bereits mit n.n. Kegel verheiratet war. Elisabeth wird nun Witwe und bringt einen Sohn aus erster Ehe mit, der später Bürgermeister von Quedlinburg geworden sein soll. Bei der Ehe mit Johannes Luther 1553 bleibt es aber.
In diesem Zusammenhang stellt Günther Luther die Frage, ob Caspar Kreutziger (Cruziger) überhaupt eine Tochter hatte. Er ist um 1505 geboren, hatte sehr engen Kontakt zu Martin Luther und heiratete etwa 1526 die Elisabeth von Meseritz, die jedoch bald darauf 1528 verstarb. Cruziger ist dann in den 1530er Jahren eine neue Ehe eingegangen. Gemäß dem aktuellen Nachkommenbuch der Lutheriden ist Elisabeth Kreutziger 1529 in Magdeburg zur Welt gekommen. Demnach nach dem Tode der Mutter, aber vor der 2. Ehe ihres Vaters. An keiner Stelle jedoch, ist zu Lebzeiten des Reformators eine Tochter von Cruziger erwähnt, obwohl dieser zum engsten Kreise der Familie gehörte und die Kinder der anderen Freunde des Lutherhauses vielfach als Spielfreunde genannt sind.
Prof. Luther aus Greifswald erläutert im "Jahrbuch der Luthergesellschaft, 1925, Seite 123-140" ebenfalls obiges Programma. Er erklärt hierzu, dass 'liberos' im Lateinischen ein 'Plurale Tantum' sei und nur in der Mehrzahl verwendet werden kann und deswegen hieraus nicht auf auf mehrere Kinder zu schließen ist. Mit dem 'Plurale Tantum', dem Mehrzahlwort, hat Prof. Luther recht, nur seine Schlussfolgerung ist falsch und das Gegenteil ist richtig. Johannes Wigand war Rektor der Universität und Bischof von Pommern und, ich wiederhole mich, war ein sehr naher Verwandter der Lutherfamilie, der lange besonders in Ostpreussen mit Johannes Luther zusammen war. Er kannte demnach die Familienverhältnisse genau. Wenn er nur eine Tochter hätte erwähnen wollen, hätte er in dem Aufruf das lateinische Wort setzen können. Wenn er trotzdem 'liberos' sagt, so meinte er auch Kinder.
Wenn nun in weitererAuslegung gefolgert wird, es könnten mit der Mehrzahl Neffen, bzw. neuerlich der Sohn aus erster Ehe der vermuteten Ehefrau gemeint sein, ist dies einerseits eine übertriebene Vermutung, soweit gehen Denkschriften bzw. Leichenpredigten in der Regel nicht, und anderseits ist die Vermutung auch noch falsch. Hierzu verweise ich noch einmal auf die Aussage von Fritz Roth zur Segenserflehung in Leichenpredigten (oben angeführt).
Nobbe teilt mit, er habe in Königsberg seinen Studienkameraden Prof. Han und den Geheimrat Voigt mit Nachforschungen beauftragt (Hausbuch 1871, Seite 51). Diese hätten berichtet, nirgends fände sich eine Spur von anderen Kindern des Johannes Luther, als die von seiner Tochter.
Diese Aussage bleibt völlig unverständlich, denn schon auf der dritten Seite des Taufbuchs der Schlosskirche zu Königsberg findet sich folgende Eintragung: 1623, den 5. Okt. hat Wilhelm Luther, Kochmeister zu Schloss seinen Sohn Michael taufen lassen... die Paten sind gewesen.. Kanzler Wallenrod ... es folgen vier weitere. Die Tätigkeit bei Hofe und besonders Wallenrod als Pate hätten eine nähere Betrachtung Wert sein müssen. Wallenrod war der Begründer der Wallenrodschen und späteren Königsberger Bibliothek.
So finden sich auch im Königsberger Dom Eintragungen. Unter dem 11. Februar 1607 heiratet Martin Luther seine Ehefrau Elisabeth und am 5.April 1608 Jacob Luther die Dorothea Metzker.
Die in untenstehender Taufeintragung der jüngsten Tochter Martin Luthers am 13.2.1628 genannten Paten sind genealogischer Beweis für den Familienzusammenhang.
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Jeder kann deutlich lesen, dass hier Martinus Luther Churfürstl. Brandenburgischer Rathmeister seine Tochter taufen lässt. Betrachten wir einmal die Paten Nr. 4 und Nr. 5.
Die vierte Patin Anna Maria Landhofsmeister Andreas Creutzen Gemählin und 5. Barbara geb. Burggräfin zu Dohna Albrecht Creutzen Gemahl geben eindeutig den genealogischen Aufschluss.
Anna Maria von Creytzen (* 1587) (Patin Nr. 4), eine geborene von der Ölsnitz, ist eine Verwandte der zweiten Frau von (Onkel) Georg von Kunheim, seit 1604 mit Andreas von Creytzen (* 1579) verheiratet. Durch die Eheschließung des Johannes Luther war diese Patin eine Tante des Täuflings.
Barbara Burggräfin zu Dohna (Patin Nr. 5), ebenfalls mit einem von Creytzen verheiratet, stammt aus dem Hause des Freundes von Johannes Luther, Achatius von Dohna, mit dem er zusammen in Königsberg studierte. Ihr Juraprofessor war Johannes von Creytzen, der zusammen mit seinem Bruder Christoph Vormund des Schwagers von Johannes L., dem mit seiner Schwester verheirateten Georg von Kunheim, gewesen ist.
Hieraus erhellt sich nun auch die Feststellung Richters, wonach Johannes Luther mit Elisabeth, einer geborenen, versuchten Creutzträgerin, verheiratet war.
Johannes Luther heiratete bei seinem Aufenthalt in Ostpreussen im Jahre 1563 die Elisabeth von Schlieben, verwitwete von Creytzen, die in erster Ehe mit Wolf von Creytzen verheiratet war. Elisabeth war die Tochter des Wilhelm von Schlieben.
Günter Luther schreibt: "Es dürfte kaum anzunehmen sein, dass diese Personen aus dem Beziehungskreis von Luther bei irgendwelchen Luther´s, die zufällig in Königsberg geboren sind, Paten gewesen wären."
Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass erst mit Johannes Luther und seiner Schwester Margaretha der Name Luther nach Ostpreußen gekommen ist.
Weiter geht es in der rechten Spalte oben unter der Abbildung.
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In Bezug auf Nachkommen von Johannes Luther sagt auch schon David Richter (1733) (siehe auch: Kurze Geschichte der Luther-Genealogie, am linken Rand), er habe außer der Tochter noch Söhne gehabt, könne diese aber nicht nennen. Er beklagt auch, dass er in 15 Jahren (seit 1717) keine weiteren Informationen im Zusammenhang derer "von Kunheim" hat erhalten können. Für David Richter war es so ein vornehmes, hochstehendes Geschlecht, dass es für ihn als einfacher Bürger von größter Distanz war.
Günter Luther schreibt: "Wenn bisher Nachforschungen in Königsberg ergebnislos blieben, so mag es nicht nur an der Unschicklichkeit in vornehmen Geschlechtern zu stöbern gelegen haben, sondern vielleicht auch gerade deswegen, weil die Kirchenbücher der Schlosskirche, als Militärkirche, nicht der Öffentlichkeit zugänglich waren. Was wohl noch bis zum Ersten Weltkrieg angedauert haben dürfte."
Ein weiterer genealogischer Hinweis sind die Vornamen, die Johannes Luther seinen Kindern gab: Martin nach seinem Vater, Jacob nach seinem Onkel, dem jüngsten Bruder des Reformators, und Wilhelm nach dem Vornamen des Vaters seiner Frau. Jacob ist 1635 und Wilhelm 1644 in Königsberg verstorben. Martin Luther aber scheint aus Ostpreußen verzogen zu sein, denn von ihm findet sich keine Sterbeeintragung.
Günter Luther schreibt: "Der 1640 aus Westfalen zum Studium nach Königsberg gekommene Daniel Luther dürfte dessen Sohn gewesen sein, denn das von diesem verfasste Hochzeitsgedicht für Gabriel Luther (*1612) aus Anlass von dessen Hochzeit mit Anna Rosina Weise ist ein weiterer genealogischer Hinweis der bestehenden Familienzusammen-hänge."
Damit wir Günter Luthers Beweisführung nachvollziehen können, müssen wir die Frage klären: Wer war dieser Gabriel Luther (*1612)?
In der St. Marienkirche in Wittstock an der Dosse ist die unten abgebildete Gedenktafel angebracht:
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