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KONRAD TROCKENBROT 1281 |
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Die früheste bisher bekannte Erwähnung des Namens Trockenbrot (Truckenbrot) findet sich in einer Urkunde der Deutsch-Ordens-Komturei Plauen, veröffentlicht in "Urkunden zur Geschichte der Deutschordens-Komturei Plauen", Teil II, von Dr. Walther Ludwig, Plauen 1959 (Museumsreihe Heft 19). Eine Abbildung des Originals ist auf Seite 125 zu sehen. Der lateinische Text und seine Übersetzung sind auf den Seiten 32 und 33 unter der Nummer 31 abgedruckt. Das Original der Urkunde aus dem Jahre 1281 liegt, nach den Angaben bei Ludwig, im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden unter der Signatur "SLHA Dr. no. 1003". |
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Ich habe mir inzwischen eine Abbildung dieser Urkunde vom Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden schicken lassen. Dr. Ludwig hat bei seiner Abschrift des Textes die erste Halbzeile weggelassen. Wenn Sie den Text nach Ludwig mit dem Original vergleichen, dann bedenken Sie bitte, dass im Original zahlreiche Abkürzungen für Wortendungen und Silben verwendet werden. |
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Klicken Sie auf die Urkunde um sie zu vergrößern. |
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Hier der lateinische Text: |
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Und hier die deutsche Übersetzung nach Ludwig: |
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Nos Werntherus dictus de Voitisberg tenore presencium publice protestamur, quod pro salute tam nostre anime quam progenitorum nostrorum quedam bona sita in Olsnizt in vico, qui ducit in villam, que dicitur Rachsowe, que scilicet bona annis singulis duas solvunt marcas argenti, ecclesie parrochiali beati Johannis baptiste in Plawe dotavimus iure perpetuo possidenda abrenunciantes una cum nostris successoribus universis omni iure, quod in ipsis habuimus vel de cetero fuimus habituri. Que videlicet bona incolunt homines, quorum nomina hec sunt: Cunradus dictus Trockenbrot, mulier, que cognominatur Radegozin, et cuiusdam mulieris filius, que cognominatur Eckehertin. Ut hec dotacio tam racionabiliter facta rata permaneat et in perpetuum inconcussa, presentes litteras testimoniales sigilli nostri munimine fecimus roborari. Acta sunt hec anno domini M° CC° LXXXI° in domo fratrum Theutonicorum in Plawe. Huius rei testes sunt dominus Alb[ber]tus plebanus de Novo Foro, Poppo et Cuno Hunoldus in Plawe et Eckehardus ante cimiterium et dominus Siffridus prior eiusdem domus, frater Her[mann]us commendator, frater Rudolfus et alii quam plures fide digni. |
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Wir, Werner genannt von Vogtsberg, bekennen mit Wortlaut gegenwärtigen Schreibens öffentlich, dass wir zum Heil unserer Seele und der unserer Vorfahren einige Güter in Ölsnitz, die in der nach dem Dorf Raschau führenden Siedlung liegen (hier würde ich anders übersetzen, aber dazu mehr in meiner Analyse) und jährlich zwei Mark Silbers zinsen, der Pfarrkirche des seligen Johannes des Täufers in Plauen zu ewigen rechtlichem Besitz geschenkt haben, wobei wir zusammen mit unseren gesamten Nachfolgern auf alles Recht verzichten, das wir daran gehabt haben oder in Zukunft hätten haben können. Und zwar bewohnen diese Güter Vasallen mit folgenden Namen: Konrad genannt Trockenbrot, ein Weib mit Beinamen Radegozin und der Sohn eines Weibes, die den Beinamen Eckhartin hat. Damit diese so rechtlich geschehene Schenkung gültig und für ewig unerschüttert bestehe, haben wir gegenwärtigen Zeugnisbrief mit der Befestigung unseres Siegels bekräftigen lassen. Dies ist geschehen im Jahr des Herrn 1281 im Haus der Deutschen Brüder in Plauen. Dieses Vorgangs sind Zeugen Herr Albrecht, Pfarrgeistlicher von Neumark, Poppo und Kuno Hunold in Plauen und Eckhart vor dem Friedhof und Herr Siegfried, Prior ebendieses Hauses, Bruder Hermann, Komtur, Bruder Rudolf und sehr viele andere Glaubwürdige. |
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Bedeutung der Urkunde |
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Mit dem Auffinden des Namens in obiger Urkunde ist der Nachweis erbracht, dass der Name Trockenbrodt bzw. Truckenbrodt urkundlich älter als 720 Jahre ist. Das Wörtchen "dictus" weist auf einen wirklichen Familiennamen hin. Es handelt sich also nicht nur um einen Beinamen oder Übernamen. Das Entstehen des Namens ist noch einige Zeit früher anzusetzen. Rechnen wir vorsichtig 2 bis 3 Generationen zurück, so befinden wir uns am Ende des 12. Jahrhunderts in der Zeit der Staufer. Dies ist aber jene Zeit in der in Deutschland, ausgehend vom Westen und Süden des Landes, die Familiennamen im eigentlichen Sinne erst gebräuchlich wurden. Der Name Trockenbrot bzw. Truckenbrot gehört demnach zu den ältesten deutschen Familiennamen.
Haben wir nun im Vogtland die Urheimat der Truckenbrodts zu suchen? Ich glaube nicht, denn dieser Namensnachweis bleibt im Vogtland ein einsames Denkmal. In der Arbeit "Vogtländische Personennamen" (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte Band 23)untersucht Volkmar Hellfritzsch das Namensgut unter Verwendung aller, soweit ich es beurteilen kann, möglichen vorhandenen Quellen bis etwa zum Jahr 1530. Der Name Trockenbrot oder Truckenbrot taucht nicht mehr auf.
Berücksichtigen wir, dass die Kolonisation und der Landesausbau des Vogtlandes im 12. Jahrhundert stattfand und es vor allem deutsche Siedler aus Ostfranken waren, die in den vormals sorbischen Dobnagau (Dobenagau) kamen, so liegt es nahe unseren Konrad oder zumindest seine Altvorderen zu jenen ostfränkischen Siedlern zu rechnen. |
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Hierzu passt jedenfalls die Häufigkeit des Namens Truckenbrodt im Coburger Land, die sich ab der Reformationszeit unschwer nachweisen lässt. Aber sprachwissenschaftliche Betrachtungen lassen diese Theorie eher unwahrscheinlich erscheinen. Denn ebenso früh lässt sich der Name am Oberrhein nachweisen und "trocken" ist nun mal ein oberdeutsches Wort. Meine ausführlichen Überlegungen zur Entstehung des Namens Trockenbrot bzw. Truckenbrodt finden Sie unter dem Menüpunkt Truckenbrodt Namensdeutung.
Wer war Werner von Vogtsberg? Gehörte er zu den Vögten, denen das Vogtland seinen Namen verdankt? Welcher Familie gehörte er an und welche Besitztümer hatte diese? In welcher Beziehung stand diese Familie zur Plauener Kirche? Sind vielleicht Vorfahren dort begraben? Wo liegt Raschau und wo sind die Güter zu suchen? Lässt sich aus der Zinssumme auf die Größe der Güter schließen? Welchen Wert hatten damals zwei Mark Silbers?
Wenn Sie diese Fragen interessieren, dann lesen Sie unten weiter. Ich werde versuchen der Urkunde einige ihrer Geheimnisse durch eine ausführliche historische Analyse zu entreissen.
Klicken Sie unten auf eine der Kapitelüberschriften. Das entsprechende Kapitel wird dann geöffnet.
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1. Die Vögte im Vogtland
2. Was bedeutet Lehen und was sind Reichsministeriale um 1281?
3. Die Reichsvogtei Vogtland
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4. Kirchenvogtei Waldsassen der Vögte von Strassberg
5. Die Familie der Vögte von Strassberg
6. Lage und Größe des Guts von Konrad Trockenbrot |
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